Ich neige dazu, große Projekte aufzuschieben. So geht es dir vielleicht auch. Wer beschäftigt sich schon mit den Klausuren gleich zu Beginn des Semesters? Oder mit der Seminararbeit, die erst in einem halben Jahr abgegeben werden muss?
Vor solch großen Projekten haben wir einfach Respekt. Wir sehen einen riesigen Berg Arbeit vor uns. Oder wir können noch gar nicht abschätzen, wie viel Arbeit überhaupt notwendig sein wird, um das Projekt zu vollenden.
Deswegen wählen wir die sichere Methode:
Erstmal nicht anfangen.
Wer nichts macht kann ja auch nichts falsch machen. Später ist dafür auch noch Zeit. Und außerdem gibt es ja genügend andere Probleme, um die man sich jetzt kümmern sollte.
Dadurch wird die Aufgabe später aber natürlich nicht leichter.
Ganz im Gegenteil. Je länger wir ein solch großes Projekt vor uns herschieben, desto unberechenbarer ist es für uns. Und deswegen kann es dann kurz vor der Deadline oder vor dem Klausurtermin zu echten Problemen kommen. Weil wir einfach unterschätzt haben, wie viel Arbeit da noch vor uns liegt. Weil wir uns nicht frühzeitig mit dem Problem befasst haben.
Ohne einen echten Plan kann das schnell passieren.
In meinen ersten Semestern im Studium habe ich die Klausuren einfach auf mich zurollen lassen. Ich habe zwar versucht, einen Plan zu machen und auch umzusetzen. Es hat aber einfach nicht geklappt.
Das Ende sah dann so aus, dass ich auf einmal mitten in den Klausuren war und einfach nur versucht habe, die nächste Prüfung zu überleben. Wenn ich am Montag eine Klausur hatte, habe ich irgendwie versucht, den Stoff am Wochenende in meinen Schädel zu bekommen. War diese Prüfung dann überstanden, habe ich mich an den nächsten Stoff gemacht. Und wenn ich Pech hatte, war der schon am Dienstag fällig.
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Mein Rekord war eine BWL-Klausur im Bachelorstudium. Hier habe ich versucht, so “nebenher” ein bisschen was während des Semesters zu erledigen. Das hat aber überhaupt nicht geklappt. Dafür war der Stoff einfach zu brutal. Im Endeffekt habe ich dann am Freitagnachmittag zum ersten Mal komplett durch das Skript geblättert. Und am Montag war die Klausur.
An diesem Wochenende habe ich so krass gelernt wie sonst nie wieder. Kein Schlaf, keine Erholung. Dafür aber auch am Montagmorgen noch sehr große Wissenslücken.
Hab ich bestanden?
Ja.
Kann man so zu lernen empfehlen?
Nein.
Wie kannst du also solche Situationen in Zukunft verhindern?
Sinnlosen Stress im Studium vermeiden
Wie kann man also dazu kommen, auf schnelle und einfache Weise den Einstieg in große Projekte wie eine Klausur oder eine Seminararbeit zu schaffen?
Die Antwort ist:
Einfach anfangen. Genau vier Minuten lang.
Der Autor Greg McKeown erwähnt dieses Vorgehen in seinem Buch “Essentialism: The Disciplined Pursuit of Less” (das Buch kann ich auch generell sehr empfehlen, du findest hier viele gute Ideen, um dein Leben einfacher zu gestalten). Er zitiert einen Dozenten, der oft zu verschiedenen Gelegenheiten Vorträge gibt.
Sein Vorgehen: Er beschäftigt sich immer für vier Minuten mit einem anstehenden Vortrag, auch wenn dieser erst in ein paar Monaten ansteht. Sobald der Termin fix ist, setzt er sich für vier Minuten an den Schreibtisch und überlegt sich eine Gliederung zu den Themen, über die er reden will.
Einer meiner Professoren empfahl uns dieses Vorgehen auch bei der Vorbereitung eines Referats. Er sagte:
Egal, wann ihr wirklich an dem Referat arbeiten wollt, sobald ihr die Aufgabenstellung bekommen habt, setzt ihr euch am besten zu Hause hin und schaut euch die Aufgabe für ein paar Minuten an.
Warum gleich anfangen?
Und warum vier Minuten lang? Das ist leicht zu erklären. Unser Gehirn beschäftigt sich nicht mit Dingen, die es nicht kennt. Logisch, denn du weißt ja nicht, was du nicht weißt ;-) Was also macht dein Gehirn mit einer Aufgabe wie einer Seminararbeit, mit der du dich nie beschäftigt hast? Genau:
Nichts.
Was aber geschieht, wenn du dich, wenn auch nur für ein paar Minuten, in die Aufgabe hineingedacht hast, sie strukturiert und du dir die nächsten Schritte überlegt hast? Dein Gehirn verbucht dieses Projekt unter „noch zu erledigen“. Es bleibt also in deinem Kopf verankert, auch wenn du nicht die ganze Zeit daran denkst.
Wenn du jetzt zufällig einen interessanten Artikel zum Thema findest oder du vielleicht einfach in der Mensa am Nachbartisch ein Gespräch zum Thema hörst, wird sich dein Kopf anschalten und denken „da war doch was“.
Du kannst also ganz automatisch anfangen, Informationen zu sammeln, ohne dass du dafür zusätzlichen Aufwand betreiben müsstest.
Auch wenn du nicht an die Aufgabe denkst, wird sich dein Unterbewusstsein damit beschäftigen. Es dreht sich und rattert und wenn du Glück hast, bekommst du irgendwann einen Einfall, wie du am besten weiterarbeitest. Man nennt das umgangssprachlich auch „Geistesblitz“. Den hast du meistens in Momenten, bei denen du am wenigsten damit rechnest. Zum Beispiel unter der Dusche. Oder beim Abwaschen.
Warum jetzt aber nur vier Minuten?
Weil wirklich jeder vier Minuten Zeit hat, um sich mit einem wichtigen Projekt zu beschäftigen. Selbst wenn dein Tag sehr stressig ist. Fünf Minuten sind natürlich auch erlaubt. Oder drei.
Und du wirst überrascht sein, wie viel du in diesen vier Minuten wirklich geplant bekommst. Strukturiere die Aufgabe. Überlege dir die nächsten Schritte. Erstelle eine erste Gliederung. Überlege, welchen Dozenten oder Kommilitonen du um Rat fragen könntest.
Und so weiter.
Beginne also bei großen Projekten, wie einer Seminararbeit oder einer Klausur, schnellstmöglich mit einer minimalen Vorbereitung. Am besten sofort. Damit kannst du später viel Stress und zusätzliche Arbeit vermeiden.
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Tim says
Hi Hannes,
prima Artikel!
Ich mag den Ansatz, einfach anzufangen und sich kurz mit einer neuen Aufgabe oder einem Problem zu beschäftigen. Unser Unterbewusstsein ist oft so mächtig und nimmt uns ganz nebenbei einen Haufen Arbeit ab.
Man muss trotzdem darauf achten, dass man sich nicht verzettelt. Die Dinge lösen sich nie von selbst… aber anzufangen ist oft schon die halbe Miete. :-)
Schöne Grüße
Tim
Hannes says
Hi Tim,
da hast du recht, verzettelt hat man sich leicht, vor allem bei zu vielen Aufgaben gleichzeitig. Da muss man dann ein bisschen planen :-)
Laura says
Super Artikel, vielen Dank! Ich habe diesen Ansatz dieses Semester verfolgt, wenn auch durch Zufall und unbewusst, aber als ich das eben gelesen habe, ist mir klar geworden, wie viel das tatsächlich bringt. Man geht mit offeneren Augen durchs Leben und denkt häufiger an das Projekt – und irgendwann hat man sogar Spaß daran, darüber nachzudenken. Wenn das jetzt noch bei “langweiligen” Klausuren klappt… :D
Hannes says
Hi Laura,
cool, dass das Ganze für dich funktioniert! Bei Klausuren kann man natürlich schon auch sehr früh damit anfangen, den Stoff zu ordnen. Lernen muss man ihn dann leider trotzdem. ;-)
Viele Grüße
Hannes
Richard says
Hi Hannes,
Vorweg super Artikel!
Ich denke jeder kennt das Problem des aufschiebens. Da kann dein Tipp wirklich Gold wert sein. Denn die 4 Minuten tuen keinem weh.
Vielen Dank!
Liebe Grüße
Hannes says
Da hast du Recht, Richard! :-)