Zu viel Literatur im Studium? Wie soll man sich die ganzen Artikel und Bücher noch vor der Klausur reinknallen? So bekommst du den Berg an ungelesener aber vielleicht wichtiger Literatur mit Speed Reading weg.
Das „Schnelle Lesen“ oder Speed Reading gehört zu den wichtigsten Techniken, die du als Student beherrschen solltest. Dabei musst du es gar nicht übertreiben. Es gibt zwar einige Leute, die tatsächlich unfassbar schnell lesen können und dann den letzten Harry Potter Band nach einer Stunde gelangweilt zur Seite legen – aber das sind wirklich die Ausnahmen.
Dafür ist außerdem jede Menge Training notwendig. Darauf hätte ich keine Lust und auch keine Zeit. Vor allem nicht in der Klausurenphase. Außerdem kann zu krasses Schnellesen nach der Meinung einiger Forscher auch dazu führen, dass du die grundlegende Fähigkeit zu lesen verlieren kannst. Deswegen beschränken wir uns zunächst auf ein paar einfache Techniken.
Wie „gut“ du lesen kannst, ergibt sich aus zwei einzelnen Punkten: deiner Lesegeschwindigkeit und deinem Textverständnis.
Schnelles Lesen ohne Textverständnis bringt dir genauso wenig wie volles Verständnis bei extrem langer Lesedauer. Du musst beides also kombinieren.
Die erste Grundlage: Deine Lesegeschwindigkeit
Deine Lesegeschwindigkeit kannst du ganz einfach messen. Dafür gibt es auch Tools im Netz. Du liest einen vorgegebenen Text und stoppst dann nach einer bestimmten Zeitspanne. Daraus berechnet sich dann deine Lesegeschwindigkeit in Wörtern pro Minute.
Die meisten Menschen schaffen ungefähr 200 bis 250 Wörter pro Minute. Relativ normal sind dann auch noch Geschwindigkeiten bis zu 500 oder 600 Wörtern. Wer noch schneller lesen kann, ist richtig gut dabei. Nur ganz wenige schaffen tatsächlich mehr als 1000 Wörter pro Minute.
Tatsächlich nachgewiesen wurden Geschwindigkeiten von bis zu 4000 Wörtern pro Minute.
Die zweite Grundlage: Dein Textverständnis
Das hilft dir aber wie gesagt nur, wenn du auch etwas von dem gelesenen Text verstehst. Um dein Textverständnis zu überprüfen, werden dir nach einem bestimmten Mustertext Fragen zum Inhalt gestellt. Das ist natürlich etwas subjektiv, gibt aber schon mal einen ganz guten Überblick darüber, wie viel vom Text du behalten hast.
Ein durchschnittlicher Leser behält nach dem Lesen zunächst drei Viertel der Infos. Wenn er sich allerdings kein System überlegt, um dieses Wissen auch langfristig zu speichern, wird auch das bald weg sein.
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Schnell schneller Lesen – Dein Einstieg ins Speed Reading
Nochmal ganz kurz zur Klarheit: Wir reden hier nicht über das gemütliche Lesen deines Lieblingsbuches. Es geht uns darum, wissenschaftliche Texte oder Texte für dein Studium schnell zu erfassen und abzuarbeiten.
Wenn du willst, kannst du online deine Lesegeschwindigkeit und dein jetziges Textverständnis überprüfen. Oder du wartest damit bis nach den Klausuren und schaust dir erstmal die folgenden Techniken an, die dir gleich weiterhelfen.
Speed Reading Technik I: Benutze einen Stift
Die erste Technik ist super simpel und vielleicht benutzt du sie manchmal auch schon. Verwende einfach beim Lesen eines Textes einen Stift. Dieser führt dann deine Augen über das Papier. Zeile für Zeile.
Dadurch folgen deine Augen immer dem Stift. Deine Lesegeschwindigkeit wird dann nicht mehr durch die Bewegung deiner Augen gesteuert, sondern durch deine Hand. Dabei wird dir auffallen: Du kannst viel schneller Lesen als du eigentlich denkst. Deine Augen sind nämlich eigentlich ziemlich faul. Sie arbeiten nicht so schnell, wie sie eigentlich könnten.
Durch den Stift in deiner Hand kannst du deine Augen jetzt viel besser steuern. Probiere ein paar unterschiedliche Geschwindigkeiten aus.
Du kannst auch einfach deinen Finger dafür benutzen. Der Stift hilft dir aber dabei, gleich Markierungen und Notizen machen zu können.
Speed Reading Technik II: Vermeide Sprünge beim Lesen
Hier geht es darum, dass deine Augen beim Lesen eigentlich immer hin und her springen. Das fällt dir vielleicht gar nicht so sehr auf. Ist aber tatsächlich so. Auch dabei geht einiges an Zeit drauf.
Hier kommt wieder der Stift ins Spiel, den du jetzt zum Lesen benutzt. Konzentriere dich darauf, dass du mit den Augen immer auf dem Stift bleibst und du deine Augen nicht irgendwo anders hin wandern.
Diese Technik ist möglicherweise sehr ungewohnt und vielleicht auch unangenehm. Mein Tipp: Probier es einmal aus. Wenn es dir nicht gefällt, dann lass es sein. Die größte Geschwindigkeitserhöhung erreichst du schon durch das Lesen mit dem Stift.
Speed Reading Technik III: Lies in Wortgruppen
Diese Technik ist noch ein bisschen fortgeschrittener. Hier geht es darum, dass du nicht mehr Wort für Wort und Zeile für Zeile liest. Versuche stattdessen, mehr als ein Wort mit einem Blick zu erfassen. Deine Augen bewegen sich dann nicht mehr gerade über das Papier, sondern „springen“ wieder. Diesmal aber unter deiner Kontrolle.
Um diese Technik zu beherrschen brauchst du eine Weile an Übung. Sollte es nicht gleich klappen, ist das auch kein großes Problem. Die Lesetechnik mit dem Stift ist und bleibt am wichtigsten.
So arbeitest du die Texte im Studium richtig auf
Gut, jetzt liest du also mit einem Stift in der Hand. Bewege den Stift so schnell, dass du dich mit der Lesegeschwindigkeit wohl fühlst. Wir haben aber schon festgestellt, dass die Geschwindigkeit nichts nützt, wenn du nicht auch etwas vom Inhalt verstehst.
Das klingt erstmal ziemlich logisch. Tatsächlich aber machen diesen Fehler haufenweise Leute im Studium. Und ich hab ihn auch lange gemacht. Da hat man sich also Berge an Texten ausgedruckt und beginnt zu lesen. Und wenn man fertig ist und überlegt, was so drinstand, bekommt man mit Hängen und Würgen noch ein paar Stichpunkte zusammen.
Viele lesen wissenschaftliche Texte genauso, wie morgens die Zeitung oder abends ein Buch. Das ist aber Quatsch. Deswegen schauen wir jetzt, wie du Texte in deinem Studium richtig lesen solltest.
Textverständnis I: Warum liest du den Text überhaupt?
Zunächst musst du dir vor dem Lesen klar machen, warum du einen Text überhaupt liest. Was ist also dein Ziel? Suchst du nur eine ganz bestimmte Information? Willst du dir einen Überblick über das Fachgebiet verschaffen? Oder interessiert dich speziell für die verwendete Literatur?
Textverständnis II: Verschaffe dir einen Überblick
Im nächsten Schritt schaust du dir den Inhalt des Textes oberflächlich an. Dabei kannst du zum Beispiel:
- Einleitung und Fazit lesen (reicht für die meisten Texte)
- Überschriften Lesen
- Graphiken und Abbildungen anschauen
- Verwendete Literatur durchblättern
Die meisten wissenschaftlichen Texte sind immer gleich aufgebaut. Du wirst dich also schnell zurechtfinden. Außerdem sind 80% aller wichtigen Infos schon in Einleitung und Fazit zu finden. Es macht also keinen Sinn, den Text stur von vorne nach hinten zu lesen.
Im Fazit findest du hingegen gleich, nun ja, das Fazit. Dann kannst du den Text entweder weglegen oder aber mit dem richtigen Lesen beginnen.
Durch diesen Schritt erschaffst du eine Struktur, an der sich dein Gehirn entlang arbeiten kann. Neue Informationen kannst du in den folgenden Schritten dann einfach in diese Struktur hineinfügen. So entscheidest du, ob eine neue Information wertvoll ist oder eben nicht.
Formuliere jetzt auch Fragen, von denen du hoffst, dass der Text sie beantworten kann. Du kannst dann gezielt Ausschau nach den Antworten halten.
Textverständnis III: Den Text überfliegen
Wenn du alles richtig gemacht hast, dann hast du jetzt was in der Hand? Genau, einen Stift. Mit diesem konntest du dir schon die ganze Zeit Notizen machen. Jetzt überfliegst du den Artikel etwas genauer. Und markierst dir wichtige Stellen.
Ein Fehler, den dabei auch viele machen: Sie markieren sich einfach zu viel. Am Ende ist dann der ganze Text bunt in fünf Farben und vollgekritzelt mit Notizen. Das hilft dir aber nicht weiter. Stattdessen geht es hier ja darum, die wirklich wichtigen Dinge zu markieren.
Sei deswegen sparsam mit deinen Markierungen. In diesem Schritt geht es eigentlich nur darum, interessante Textpassagen zu finden und zu markieren. Die meisten Inhalte eines Textes sind sowieso irrelevant, weil es Wiederholungen sind oder gewisse Dinge sowieso schon klar sind.
Konzentriere dich also darauf, die wirklich wichtigen Punkte und Abschnitte zu finden. Dabei orientierst du dich an der Frage, was denn nun wichtig ist, an den Zielen, die du mit dem Lesen verfolgst.
Textverständnis IV: Wichtige Passagen genauer lesen
Genauer Lesen wirst du jetzt nur noch die Abschnitte des Textes, die du zuvor herausgesucht hast. Und das ist oft schnell erledigt.
Die Infos, die du dir hier zusammensuchst, solltest du auf jeden Fall so notieren, dass du sie auch behalten kannst. Denn ansonsten sind sie wertlos für dich. Darum geht es auch gleich im nächsten Schritt.
Vorher aber notierst du dir noch die Dinge, die dir bisher unklar sind. Da du nicht versuchst, den ganzen Text im Detail zu verstehen, wird die Liste deiner Fragen viel kürzer sein, als wenn du einfach planlos den Text gelesen hättest.
Versuche, die Unklarheiten schnell aus dem Weg zu räumen. Frage Freunde und Kommilitonen oder Google einfach danach.
Effektiv am Text arbeiten
Mit diesem Vorgehen kommst du viel schneller durch die Texte, als wenn du dich immer Wort für Wort durch den ganzen Artikel quälst. Auch deine Aufzeichnungen sind viel knapper und sinnvoller.
Um noch effektiver zu werden, kannst du dir ein Zeitlimit für die Bearbeitung eines Textes oder einer Gruppe von Artikeln geben. Sag dir zum Beispiel:
In 30 Minuten bin ich mit diesem Artikel fertig
So zwingst du dich, wirklich effektiv zu arbeiten. Die Gefahr, dass du dich verzettelst ist dann viel geringer (tolles Wortspiel von mir übrigens ;-) ).
Außerdem bleibst du so nicht nur nebenbei bei der Sache, sondern konzentrierst dich wirklich nur auf das Lesen. Damit kannst du deine Aufgaben viel schneller erledigen.
Wenn es dir schwerfällt, dich selbst an einen solchen Zeitplan zu halten, dann lass dich von Kommilitonen kontrollieren.
So rockst du die Literatur in deinem Studium
So bearbeitest du also effektiv wissenschaftliche Texte in deinem Studium. Lies die Artikel bitte nicht wie einen Roman, sondern immer mit dem klaren Hintergedanken, genau die für dich wichtigen Sachen herausfinden zu können. Dann sparst du dir eine Menge Zeit.
Jetzt hast du also die wichtigen Infos aus dem Text geholt. Wie aber bereitest du diese Infos jetzt so auf, dass du sie auch richtig Auswendiglernen kannst? Darum geht es im nächsten Schritt:
“Wie du deine Aufzeichnungen so strukturierst, dass du sie richtig lernen kannst.”
Einen Ausschnitt aus dem nächsten Abschnitt des “Klausuren-Lern-Crashkurses” findest du hier.
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