Klausuren – wer liebt sie nicht?
Man kann sich kaum etwas schöneres vorstellen, als in der Klausur am Ende des Semesters mit hunderten anderen Studenten in Panik und unter brutalstem Zeitdruck haufenweise Papier in Rekordzeit mit den eigenen Gedanken vollzuschmieren, die anscheinend keinen Sinn ergeben.
Klausuren sind oft weder dazu geeignet, den Stoff angemessen abzufragen, noch zu überprüfen, ob der Student auch irgendwas gelernt hat. Oft sind sie eher darauf ausgelegt, dass der Dozent oder Professor sie schnell korrigieren kann oder dass eine gewisse Durchfaller-Quote erreicht wird.
Das kann dir aber egal sein. Aufregen bringt eh nichts. Deswegen solltest du dich darauf konzentrieren, deine Klausur möglichst optimal über die Bühne zu bringen. Es gilt, dass richtige Zeitmanagement für die Klausuren anzuwenden. Und das beginnt mit der richtigen Vorbereitung. Noch mehr zum richtigen Lernen in der Klausurenphase findest du in diesem Beitrag.
Die optimale Vorbereitung für deine Klausuren: Auf den Punkt fit sein
Du hast in der Klausur nur ein paar Minuten Zeit, um das Wissen eines ganzen Semesters auf Papier zu bringen. Das bedeutet: du musst auf den Punkt fit sein. Ich könnte jetzt schreiben, was alle anderen so empfehlen: ausreichende Vorbereitungszeit, in Ruhe lernen und vor der Klausur ruhig den Abend freinehmen, entspannen und lange schlafen, um dann ausgeruht in die Prüfungen zu gehen.
Das kann man sicher machen. Ich aber nicht. Ich habe mich wirklich bis zur letzten Minute mit dem Stoff beschäftigt. Kein freier Abend. Und auch kein ausreichender Schlaf.
Stattdessen habe ich versucht, meinen Schlaf zu minimieren. Das waren dann so ungefähr drei bis vier Stunden in der Nacht vor der Prüfung.
Mein Gedanke war: du hast dich mit dem Kram jetzt so lange beschäftigt, dann kannst du das jetzt auch noch in den paar Stunden bis zur Klausur tun.
Auch am Tag der Klausur habe ich bis kurz vor der Prüfung gelernt. Tatsächlich hat mir das in vielen Klausuren etwas gebracht, denn ich konnte dieses Wissen in vielen Prüfungen verwenden.
War ich dann in der Klausur ausgeruht und fit? Nö. Ist ja aber auch egal, weil man eh unter Adrenalin steht. Und Kaffee. Und Energy Drinks. Deswegen konnte ich trotzdem sehr konzentriert an meinen Aufgaben arbeiten.
Danach ist man natürlich komplett im Eimer und bekommt am gleichen Tag nicht mehr viel gebacken. Wenn im Laufe der nächsten Tage noch weitere Klausuren anstehen, muss man es ja nicht übertreiben.
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Sollst du das nachmachen? Klar, wenn du Bock drauf hast! Es gibt aber auch Leute, die wahrscheinlich wirklich eine bessere Note bekommen, wenn sie am Tag vor der Klausur entspannt im Park liegen. Teste einfach, was für dich funktioniert.
Der Inhalt der Klausur: Wissen, was dran kommt
In manchen Klausuren kommen Jahr für Jahr identische oder fast identische Aufgaben dran. Dann ist klar: Die müssen natürlich im Schlaf sitzen. Du siehst also die Aufgabe und kannst die Antwort ohne zu denken aufschreiben. Zack. Volle Punktzahl. Solche Angebote muss man einfach dankend annehmen, denn schon die nächste Aufgabe kann wieder richtig sadistisch sein.
Auch gibt es tatsächlich Leute, die die ersten Minuten in einer Klausur damit verschwenden, die Anweisungen auf dem Deckblatt zu lesen. Obwohl sich das seit 475 Jahren nicht geändert hat. Hat der Professor auch erwähnt. Nun ja, stehen bestimmt spannende Sachen drin. Zum Beispiel, dass unleserliche Antworten nicht gewertet werden. Krasse Sache.
Deswegen: vergeude deine paar Minuten, die man dir gibt, um das Wissen eines ganzen Semesters auszukotz…aufzuschreiben nicht mit solchen sinnlosen Sachen. Wenn du den Aufbau der Klausur vorher schon kennen kannst, dann muss der auch bis zum Termin sitzen.
Möglicherweise gibt es neben alten Klausuren ja auch Musterlösungen. Die sind natürlich Gold wert, wenn sie vom Lehrstuhl stammen. Denn bei einer Klausur ist klar: egal, wie du die Frage verstehst. Egal was Sinn macht. Egal, was die Welt verbessern würde. Es geht nur darum, was der Professor hören will. Alles andere: egal.
Klingt frustrierend aber heb dir deine Weltverbesserungs-Anekdoten am besten für den Kneipenbesuch nach der Klausurenphase auf.
Der Einstieg in die Prüfung: Schnell einen Überblick verschaffen
Das ist tatsächlich wichtig. Ich habe hier oft den Fehler gemacht, eine Aufgabe zu schnell zu lesen und mir deswegen nicht ausreichend Zeit genommen. Oder eine Teilaufgabe vergessen. Vielleicht kann es für dich auch sinnvoll sein, im Kopf schon mal eine grobe Lösungsskizze der Aufgabe durchzugehen um festzustellen, wie viele Punkte du hier wahrscheinlich eintüten kannst.
Aufgaben in sinnvoller Reihenfolge abarbeiten
Welche Aufgabe macht man als erstes? Natürlich die, bei der man die Punkte am schnellsten abgreifen kann. Also die Aufgabe mit dem besten „Punkte pro Minute“-Verhältnis. Dann gehst du die Aufgaben einfach der Reihe nach durch.
Dabei aber nicht verzetteln! Wenn du irgendwo festhängst, spring erstmal weiter. Versuche, halbwegs in einem angemessenen Zeitrahmen zu bleiben. In meinem Masterstudium in BWL hat man es uns dabei echt einfach gemacht (liegt vielleicht daran, dass man BWLern nicht so viel zutraut ;-) ). Eine Klausur war hier immer 90 Minuten lang. Und es gab auch exakt 90 Punkte. Wenn der Dozent die Klausur also halbwegs vernünftig aufgebaut hat, dann solltest du für jeden Punkt ungefähr eine Minute brauchen.
Wenn du bei einer Aufgabe nicht weiter kommst, dann läuft die Uhr gegen dich. Alle Minuten, die du in der Mitte verlierst, fehlen dir natürlich hinten raus. Kommst du also einmal nicht weiter, überlege kurz, ob du das Problem findest und gehe dann zur nächsten Aufgabe. Oft gibt es nämlich noch einige Gelegenheiten, ein paar einfache Punkte abzugreifen. Ganz am Ende kannst du dich dann wieder den ungelösten Problemen widmen.
Das „Punkte pro Minute“-Verhältnis
Ok, wir hatten also gesagt, dass du die Aufgaben so beantwortest, dass du die Fragen mit dem höchsten „Punkte pro Minute“-Wert zuerst angehst. Wie kann man diesen Wert abschätzen?
Auch hier solltest du auf Erfahrungen aus deiner Prüfungsvorbereitung aufbauen können. Versuche also, vor der Klausur herauszufinden, wie genau eine Antwort aussehen muss, damit der Lehrstuhl zufrieden ist und du die volle Punktzahl bekommst (nochmal: was du denkst, ist egal! Es kommt darauf an, was der Professor hören möchte!).
Hast du diese Musterlösungen im Kopf, dann kannst du in der Prüfung selbst relativ genau bestimmen, wie lange du für eine Antwort brauchst.
Erledige Multiple Choice- und Labberaufgaben am Ende
Diese grundlegende „Punkte pro Minute“-Regel kann man auch noch weiter ergänzen. In manchen Klausuren gibt es mehrere Aufgabentypen: in einem Teil musst du Formeln aufstellen, umstellen, rechnen, im nächsten Teil musst du ein paar Texte als Antwort schreiben (die könnte man auch als Labberaufgaben bezeichnen) und im dritten Teil musst du MC-Fragen, also Multiple-Choice-Fragen, beantworten.
Clevere (oder fiese) Profs packen die MC- und Labberaufgaben an den Anfang der Klausur und die Matheaufgaben an das Ende. Warum? Ich habe das Gefühl, dass sie ihre Studenten testen wollen.
Stell dir vor, du hast nur noch fünf Minuten Zeit für deine Prüfung. Du hast entweder noch eine Matheaufgabe zu rechnen, bei der du Formeln anwenden musst, sie umstellen musst, Daten eintragen sollst, gleichsetzen, ausrechnen, ableiten, interpretieren sollst.
Oder du hast noch zehn MC-Aufgaben vor dir, bei der du zehn Kreuze setzen musst. Welche Aufgabe würdest du unter hohem Zeitdruck lieber erledigen?
Ich weiß nicht wie es dir geht aber ich würde mich mit den MC-Fragen wesentlich wohler fühlen.
Ich erinnere mich noch an einen Professor aus meinem Bachelor. Bei ihm war jede Klausur nach dem gleichen Muster aufgebaut. Zu Beginn gab es eine Handvoll Multiple Choice Fragen. Und die hatten es wirklich in sich.
Je öfter man sie sich durchlas, umso unsicherer wurde man. Sie waren wirklich fies formuliert. Und man konnte sich stundenlang mit ihnen beschäftigen. Das war mir irgendwann zu blöd. Bei einer Probeklausur habe ich deswegen jede Frage genau einmal gelesen und die Antwort angekreuzt, die mir nach kurzem Nachdenken als richtig erschien.
Die Folge: meine Quote an richtigen Antworten hat sich stark gesteigert!
Deswegen habe ich die MC-Fragen in dieser Klausur nur noch in den letzten fünf Minuten beantwortet und hatte damit viel mehr Zeit für den Rest. Vielleicht funktioniert das bei deinen MC-Fragen ja auch – probiere es einfach mal aus!
Einen ähnlichen Effekt gibt es auch bei den Labberfragen. Die beginnen meistens mit „Erklären sie…“, „Begründen Sie…“ und so weiter. Hier kann man eigentlich bei jeder Frage einen ganzen Roman schreiben. Und manche machen das ja auch wirklich. Und dann wundern sie sich, dass sie für drei Seiten Text nur fünf Punkte bekommen (mehr gibt’s halt nicht für die Antwort…).
Solche Aufgaben haben nämlich die Angewohnheit, sich zeitlich immer weiter auszudehnen. Diesen Effekt habe ich schon einmal beim Thema Seminararbeit schreiben beleuchtet.
Deswegen: versuche auch diese Textaufgaben am Ende der Klausur zu beantworten. Konzentriere dich zu Beginn auf mögliche Rechenaufgaben oder andere komplexe Sachen.
Bei Panik: Keine Panik
Ja, ich hab mich in Klausuren auch schon krass verzettelt. Da hat man schön dreißig Minuten gerechnet, man tippt alle Daten in die selbst aufgestellte Formel und der Taschenrechner zeigt „nicht lösbar“. Oder bezüglich des optimalen Preises eines Produktes, den man in der Aufgabe ausrechnen sollte (typische BWLer-Aufgabe): -389438,8913729 Euro.
Wenn du einen richtig sadistischen Dozenten hast, kann es auch sein, dass eine solche Antwort richtig ist. Wenn du aber einen netten Dozenten hast (und davon geh ich einfach mal aus :-D ) sollte die Antwort eher so aussehen: 2. Oder 1,5. Oder 27. Aber meistens nicht -389438,8913729.
Wenn du also irgendwo nicht weiter kommst, hängen bleibst oder ein Bullshit-Ergebnis rauskommt:
Es gilt die wichtigste Grundregel für Studenten:
Don’t Panic!
Dinge werden schief gehen. Wenn nicht, bist du tatsächlich ein Genie, denn die Klausuren an deutschen Hochschulen sind so ausgelegt, dass eine volle Punktzahl in meisten Fällen eine krasse Leistung ist (ja ich weiß – das gilt nicht immer ;-) ). Selbst wenn du also top vorbereitet und ein cleveres Kerlchen bist, kann es sein, dass du bei einigen Aufgaben keine Ahnung hast. Das gehört halt dazu.
Wenn du also in der Prüfung in der Sackgasse steckst, dann nimm es sportlich so wie Thomas Edison, der die Glühbirne erfunden hat. Er brauchte ewig, um eine vernünftige Glühbirne hinzubekommen. Ständig ging etwas schief. Und das hat er danach gesagt:
Ich bin nicht gescheitert, ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.
Gute Einstellung.
Wenn also ein Problem auftaucht: leg den Stift weg, hör auf zu arbeiten und mach eine kurze Pause. Ein- zweimal tief durchatmen. Dann schau dir nochmal die Aufgabe an. Vielleicht findest du ja gleich den Fehler. Wenn nicht, mach erstmal mit dem Rest weiter.
Schau nicht auf die Anderen
Ganz ehrlich: die wenigsten Leute in einer Klausur sind sich wirklich sicher über das, was sie da machen. Ich habe schon Kommilitonen und Studenten gesehen, die nach den Prüfungen damit geprahlt haben, wie einfach alles war – und die dann durchgefallen sind.
Ich habe auch eine 4,0 geschrieben in einer Klausur, die ich als richtig einfach empfand.
Was lernen wir daraus: Die Anderen sind auch nicht schlauer als du. Wenn also jemand zwanzig Minuten eher abgibt, kann dir das egal sein. Wenn jemand die ganze Zeit auf seinem Taschenrechner rumdrückt und du dich fragst, warum du mit den Matheaufgaben nach zehn Minuten fertig warst – kann dir das auch egal sein.
Zieh dein Ding durch, schau am Ende vielleicht nochmal, ob alles Sinn ergibt (wenn du Lust hast) und lass dich nicht stressen. Gib ruhig erst ganz am Ende ab, die Zeit hast du jetzt auch noch.
Geh zur Klausureinsicht
Viele Studenten gehen nicht zur Einsicht der Klausur. Das kann ich nicht verstehen. Hier bekommst du nicht nur einen Einblick in die Fehler die du gemacht hast, sondern auch meist eine Kurzlösung oder eine ausführliche Erklärung vom Dozenten oder Aufgabensteller. Vielleicht kannst du durch die Einsicht sogar noch deine Note verbessern.
Zeitmanagement für die Klausuren
Vielleicht möchtest du nicht, so wie ich, am Tag vor der Prüfung die halbe Nacht durchlernen und dann in der Klausur nur auf Kaffee und Energy Drinks laufen. Kann ich verstehen (hat mir aber die ein oder andere bessere Note gebracht ;-) ).
Zeitmanagement in Klausuren ist ein sehr individuelles Ding. Sieh die Tipps oben als Inspiration und überleg dir einfach, was für dich sinnvoll wäre.
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